Die Paul-Gerhardt-Kirche zu Leipzig-Connewitz

Die Paul-Gerhardt-Kirche befindet sich im Leipziger Stadtteil Connewitz in der Selneckerstraße, nahe des Connewitzer Kreuzes. Ihre Architektur orientiert sich – nach dem Entwurf des Architekten Julius Zeißig – an den Formen der deutschen Renaissance. Der erste Spatenstich erfolgte am 4. April 1898, zwei Jahre später, am 1. April 1900, wurde sie geweiht und ihrer Nutzung übergeben.
Sie blieb zunächst als „Neue Kirche Connewitz“ ohne besonderen Namen; erst 1934 gab der Kirchenvorstand ihr auf landeskirchliche Anordnung hin einen Namen, und zwar: „Paul-Gerhardt-Kirche“.
Die Kirche erstreckt sich auf einem künstlich erhöhten Gelände in Ost-West-Richtung. Das Äußere der Saalkirche wird von dem reizvollen Kontrast bestimmt, den die in rötlichem Rochlitzer Porphyr ausgeführten architektonischen Glieder zu den verputzten und hell gestrichenen Wandflächen bilden. An der östlichen Schmalseite steht der 60 Meter hohe Turm mit dem in einem schmalen Vorbau befindlichen Hauptportal.

Nach kriegsbedingter Glockenabnahme im Dezember 1941 erhielt die Kirche das jetzige Bronzegeläut im Juli 1956. Die Glocken wurden in der Glockengießerei Schilling, Apolda, gefertigt; sie klingen in der Tonlage f’ – as’ – b – ’des’’.
Die Glocken wiegen 960 kg, 533 kg, 362 kg sowie 179 kg, und die Durchmesser betragen 117 cm, 96 cm, 86 cm sowie 70 cm.
Die Inschriften lauten:
Große Glocke: „LASSET EUCH VERSOEHNEN MIT GOTT [Kreuz mit Weltkugel] A D 1956 GEGOSSEN FÜR DIE IM KRIEGE 1939–1945 GENOMMENEN GLOCKEN“
Glocke 2: „SUCHET WAS DROBEN IST, DA CHRISTUS IST“ [Chi Rho – Christusmonogramm]
Glocke 3: „FREUET EUCH, DASS EURE NAMEN IM HIMMEL GESCHRIEBEN SIND“ [Ankerkreuz]
Kleine Glocke: „HALTET AN AM GEBET“ [Opferschale mit Kreuz]
Glockenläuten zum Gottesdienst am Sonntagmorgen.
Filmaufnahmen der einzelnen Glocken und des Gesamtgeläuts können Sie sich >hier ansehen.
Zwei Mosaiken der Berliner Firma Puhl & Wagner bilden den künstlerischen Schmuck des Eingangsbereichs. Im Portaltympanon ist der einladende Christus zu sehen, im Giebelfeld der Ecce homo („Seht, was für ein Mensch!“), nach einem im 19. Jahrhundert sehr beliebten Gemälde des Italieners Guido Reni aus der Dresdener Galerie.
Ursprünglich befanden sich über den Eingängen der den Turm flankierenden Treppenhäuser vier weitere Mosaiken mit den Darstellungen der Evangelisten. Sie blieben jedoch leider nicht erhalten.

Die Orgel
Seit 1974 hat die Kirche eine Schuke-Orgel mit zwei Manualen, einem Pedal, 28 Registern und 2079 Pfeifen.
In dieser Aufnahme hören Sie Kantorin Elisabeth Kindel mit einem Concerto in D (Anonymus).
Weitere Klangbeispiele finden Sie >hier.
Die Kirche verfügt im Schiff über 500 und auf den Emporen über 150 Plätze. Das Kirchenschiff ist 25 Meter lang und 17 Meter breit. Den Raum überspannt eine hölzerne, von Schmuckleisten gegliederte Tonnendecke, deren ornamentale Bemalung, ausgeführt vom Leipziger Kunstmaler Paul Edlich, erhalten ist.
Rundbogenfenster an den Längsseiten
Das Schiff wird von jeweils vier großen Rundbogenfenstern an den beiden Längsseiten erhellt, deren Maßwerk bei allen Fenstern verschieden ist. Nachdem die ursprünglichen Fenster beim Bombenangriff am 4. Dezember 1943 zerstört worden sind, wurden 1954 die jetzigen Buntglasfenster eingesetzt. Die Entwürfe für die Fenster stammen von Alfred Brumme, die Darstellungen dienen der Verkündigung durch Symbole, verbunden mit je einem Liedvers von Paul Gerhardt. Es gibt je ein Paar Weihnachts-, Karfreitags-, Oster- und Pfingstfenster.
Fenster im Altarraum und in der Vorhalle
Die Fenster im Altarraum tragen die Symbole für die Taufe und das Heilige Abendmahl.
Die Fenster in der Vorhalle entstanden 1959 ebenfalls nach Entwürfen von Alfred Brumme. Sie sind dem Gedenken an die Opfer des 2. Weltkrieges gewidmet.
Fenster in der Kapelle
Die Fenster in der Kapelle tragen die Symbole für die vier Evangelisten. Zur Symbolik auf diesen Fenstern können Sie >hier weiterführende Erläuterungen finden.
Altartisch und das Schnitzwerk „Heiliges Abendmahl“ von Heinrich Behr

Das wertvollste Kunstwerk der Kirche ist das Schnitzbild „Heiliges Abendmahl“, nach Joh. 13,34 geschaffen von dem Leipziger Holzbildhauer Heinrich Behr, der auch den Altar und die Kanzel schuf, in Ergänzung des Altarbilds hin zu einem Gesamtkunstwerk für die neue Connewitzer Kirche. Er orientierte sich an byzantinischen Vorbildern und an einem gemäßigten Jugendstil.
Das Abendmahlsbild entstand allerdings bereits 1893; es wurde auf der im gleichen Jahr stattfindenden Weltausstellung in Chicago ausgestellt und dort mit einem Preis für zeitgemäße Kunst ausgezeichnet. Über das Schnitzwerk schrieb er: „Dasselbe zeichnet sich zunächst dadurch aus, indem es aus einer außergewöhnlich starken, deutschen Riesenlinde bzw. deren Pfosten hergestellt ist, und die Bearbeitung daher eine besonders schwierige war.“
Heinrich Behr hat die Jünger Jesu seines Abendmahlsbildes selbst charakterisiert. Das Faltblatt mit seinen Erklärungen ist im Kirchenarchiv erhalten; eine Kopie davon können Sie hier als >pdf-Datei herunterladen.
Kruzifix über dem Abendmahlsbild

Das Kruzifix über dem Abendmahlsrelief – zwar ebenfalls von Heinrich Behr aus Lindenholz, aber nicht in Zusammenhang mit den übrigen Ausstattungsstücken geschnitzt – weist die Besonderheit auf, dass in der Schattenbildung die beiden Schächer zur Rechten und Linken gesehen werden können.